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1995 - von München ins Markgräfler Land Hitzeschlacht... |
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zu sein, erreichen wir abends den Campingplatz und spulen unser Abendprogramm
ab: kochen, abwaschen, reden, lesen, schreiben. Ich will im Freien schlafen
und überlasse meinem Mitreisenden großzügig das Zelt zur alleinigen Verfügung.
Nach der Tageshitze genieße ich die kühle Nachtluft, betrachte mir das
Sternenzelt und wache am anderen Morgen zerstochen auf: Bei aller Begeisterung
für’s Schlafen im Freien habe ich nicht an Stechmücken und ähnliche Plagegeister
gedacht.
Die Hitze brütet über dem Land, so radeln
wir stoisch dahin. Die Gegend kenne ich zwar schon vom vorigen Jahr, aber
heute sieht alles anders aus. Immer wieder machen wir unsere T-Shirts
in der Donau naß, einmal springt Martin sogar in den Fluß. Nach schweißtreibender
Fahrt landen wir in Sigmaringen auf einem schönen Campingplatz,der direkt
an der Donau liegt. Ich schlafe wie üblich im Freien und betrachte mir
wieder den Sternenhimmel.
Heute bekomme ich Gelegenheit, die landschaftlich
traumhafte Passage zwischen Fridingen und Sigmaringen zu genießen. Letztes
Jahr war es ja so überlaufen, daß wir mehr mit dem Ausflugsverkehr als
mit der Landschaft beschäftigt waren. Heute nun ist der ideale Tag für
diese Route: Morgensonne und kaum Touristen. Viel zu schnell ist es aber
dann auch vorbei und wir erreichen Tuttlingen. Dort machen wir Rast in
einem Biergarten, ich trinke gemütlich mein Radler und hänge meinen Gedanken
nach, während sich Martin querfeldein zu einem Dampflokomotiven-Friedhof
durchschlägt, den man von hier aus in der Ferne erkennen kann. Auf der
Weiterfahrt bewölkt es sich allmählich und wir finden gerade rechtzeitig
eine Brücke zum Unterstellen, als mit Blitz, Donner und Platzregen ein
Gewitter über uns hinweg zieht. Plötzlich befinden wir uns schon in der
Nähe von Donaueschingen, einmal kommen wir an einem Industriegebiet vorbei,
ein andermal kreuzt ein Fuchs mit einer Maus im Maul den Radweg. In Donaueschingen
an der Donauquelle machen wir Fotos. Was tun, mitten am Nachmittag schon am Etappenziel? Morgen wollten wir mit dem Zug nach Freiburg über den Schwarzwald setzen, doch als wir jetzt mal einfach so zum Bahnhof fahren, sehen wir einen Zug nach Titisee/Neustadt bereitstehen. Dann fahren wir eben heute noch hinüber! Der Bummelzug nimmt uns mit bis Titisee, wo wir umsteigen müssen. Dort hat der Bahnbeamte entweder Tomaten auf den Augen oder er mag keine Fahrradfahrer, die ihr vollbepacktes Vehikel mitnehmen wollen: als wir in Windeseile und hektisch die Velos einladen, schließt der Bahnbeamte die Tür, als ich gerade einlade und klemmt mich ein. Als ich ihn dann wütend darauf anspreche, zuckt er nur mit den Schultern. Ich beruhige mich wieder und wir kommen um 18.00 in Freiburg an. Um vom Bahnsteig zur Straße zu gelangen, muß man eigentlich 3 Stockwerke die Treppe hinuntersteigen, was mit unseren Rädern ja schon der Wahnsinn ist. Martin weiß sich zu helfen, indem er den Personenaufzug zweckentfremdet... Es funktioniert, wir sind unten! 40 km sind
es noch bis Mauchen und bald wird klar, daß wir die Distanz heute noch
bewältigen werden, obwohl wir schon 100 km auf dem Buckel haben. Zuvor
muß der Weg aus der “fahrrad-freundlichen Stadt” Freiburg gefunden werden.
Das Attribut “fahrrad-freundlich” bedeutet hier: es gibt doppelt soviel
Radwege wie Was an diesem Tag noch folgt, ist wie eine Vergeudung von Rohstoffen: 40 km sehenswerter Landschaft gäbe es zu genießen - im Rheintal entlang nach Süden, mit dem Schwarzwald zur Linken und der untergehenden Sonne zur Rechten. Die beiden ungeduldigen Martins strampeln aber nur mehr mechanisch und todmüde diese letzten Stunden vor sich hin, von einem lächerlichen Ehrgeiz getrieben... Doch bei Einbruch der Dunkelheit kommen wir mit großem Hallo in Mauchen an.
Also, den Silberpfeil wieder flott machen und mit nach Zürich nehmen? Oder das blaue Schauff? Während ich so herumgrübele und die Ideen von einer Gehirnseite in die nächste wälze, fällt mir jedesmal beim Spazierengehen ein Fahrrad in einem Fahrradgeschäft auf. Wochenlang drücke ich mir die Nase am Schaufenster platt, bis ich mich unversehens im Laden wiederfinde, mich nach dem Preis erkundige und schon im Sattel sitze und im Februar 1997 bei Eiseskälte ein Probefahrt mache. Ein “Hybridbike” habe ich mir da ausgesucht,
also eine Mischung aus Rennrad und Mountainbike, ohne Beleuchtung, Schutzbleche
und Gepäckträger, in elegantem metallic-grün von der Firma Villiger-Arrow,
Typ “Pacer”... |
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